FCI Rassestandart Großer Münsterländer Vorstehhund
Datum der Publikation des gültigen offiziellen Standarts: 29.10.2013
Ursprung: Deutschland
Verwendung: Entsprechend seiner jagdlichen Zweckbestimmung als vielseitig einsetzbarer Jagdhund muss der Große Münsterländer alle von ihm geforderten
Anlagen besitzen und für alle Arbeiten im Feld, im Wald und im Wasser leistungsbezogen "vor" und "nach" dem Schuss brauchbar sein.
Klassifikation: Gruppe 7 Vorstehhunde
Sektion 1.2 Kontinentale Vorstehhunde, Typ <Spaniel>
mit Arbeitsprüfung
Kurzer geschichtlicher Abriss:
Die geschichtliche Entwicklung des Großen Münsterländers geht zurück auf den weiß bunten Vogel- und Beizhund des Mittelalters über den Stöber- und Wachtelhund auf den Vorstehhund des 19. Jahrhunderts. Der GM zählt ebenso wie der kleine Münsterländer und der Deutsch-Langhaar zur Familie der langhaarigen deutschen Vorstehhunde, deren planmäßige Zucht gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann. Nachdem der Deutsch-Langhaar-Verein 1909 die schwarze Farbe endgültig von der Zucht ausschloss, nahm sich der 1919 gegründete Verein für die Reinzucht des langhaarigen schwarz-weißen Münsterländer Vorstehhundes der Zucht der schwarz-weißen Langhaar an. Nach Erfassung der vor allem im westlichen Münsterländ und in Niedersachsen noch vorhandenen Reste dieses bodenständigen Langhaarstammes in einer Urliste begann der Verein 1922 mit der planmäßigen Zucht des Großen Münsterländers. Die Urliste umfasst 83 Hunde. Nachkommen aus Paarungen zwischen den in der Urliste erfassten Großen Münsterländer wurden in das Zuchtbuch Große Münsterländer eingetragen. Zuchtbuch führender Verein ist der Verband Große Münsterländer e.V. (VGM), organisiert in derzeit acht selbständigen Landesgruppen. Der Verband Große Münsterländer ist Mitglied im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) und im Jagdgebrauchshundeverband (JGHV).
Allgemeines Erscheinungsbild: kräftiger, muskulöser Körperbau, dabei schnittiges Gesamtbild, Ausdruck von Intelligenz und Adel, trockene Außenlinie
Wichtige Proportionen: Körperlänge und Widerristhöhe sollen möglichst gleich sein. Die Körperlänge kann die Widerristhöhe um 2 cm überschreiten.
Verhalten / Charakter (Wesen): Die wichtigsten Eigenschaften sind Führigkeit, Gelehrigkeit und zuverlässige Verwendbarkeit für die Jagd, insbesondere nach dem
Schuss. Wesen lebhaft, ohne Nervosität.
Kopf: edel und langgestreckt, mit klugem Aussehen, ausgeprägte Kinnmuskulatur
Oberkopf: Stopp gering
Gesichtsschädel: Nasenschwamm ausgeprägt schwarz
Fang kräftig, lang ubnd für den Gebrauch gut ausgebildet. Nasenrücken gerade.
Lefzen nicht überhängend.
Kiefer/Zähne: Gebiss kräftig und vollständig (42 Zähne) mit ausgeprägten Fangzähnen, einwandfreies Scherengebiss
Augen je dunkler umso besser, Lider dem Augapfel gut anliegend, fester Liedschluss
Ohren breit, ziemlich hoch angesetzt, mit abgerundeter Spitze, gut anliegend
Hals kräftig, gut bemuskelt, edel geschwungen
Körper: Widerrist mittelhoch, lang, gut bemuskelt
Rücken kurz fest, gerade
Lenden ausgeprägt, durch straffe Muskulatur geschützt
Kruppe lang, breit, nur leicht abfallend, gut bemuskelt
Brust von vorne gesehen breit, von der Seite gesehen tief mit deutlicher Vorbrust
Untere Profillinie und Bauch leicht aufgezogen, straff, schlank, Flanken kurz und hoch angesetzt
Rute: Waagrecht oder leicht aufwärts getragen, von der Seite gesehen ohne Knick aus der Rückenlinie hervorgehend
Gliedmaßen: Vorderhand: Allgemeines: Korrekte Winkelungen
Schulter: Schulterblatt fest an den Rippen anliegend
Oberarm: gerade, stark und gut bemuskelt
Vorderfußwurzelgelenk: elastisch
Vorderpfoten: von mäßiger Länge und Rundung, mit eng aneinanderliegenden Zehen, keine Wolfskrallen
Hinterhand: Allgemeines: kräftige und straffe Bemuskelung, Läufe senkrecht gestellt
Knie: korrekte Winkelung
Sprunggelenk: korrekte Winkelung
Hinterpfoten: wie Vorderpfoten, keine Wolfskrallen
Gangwerk: Schritt und Trab federnd, raumgreifend, mit weitem Vorgriff, Galopp elastisch, schwungvoll, mit dem nötigen Schub aus der Hinterhand, weiter Sprung
Haut: straff
Haarkleid: Haar lang und dicht, jedoch schlicht, nicht lockig oder abstehend, da dies der jagdlichen Verwendung hinderlich ist. Typisches Langhaar. Das Haar muss
sowohl beim Rüden als auch bei der Hündin an der Rückseite der Vorder- und Hinterläufe besonders lang und dicht sein (gut befedert). Auch an der Rute soll
das Haar besonders lang sein. Die stärkste Befahnung der Rute soll etwa in der Mitte ihrer Länge sein. Das Haar an den Ohren soll lang sein
(gute Fransenbildung) und den Unterrand des Ohres seitengleich deutlich überragen (keine Lederbehänge). Im Übrigen ist das Haar des Kopfes kurz und
anliegend.
Farbe: die drei Farbvarietäten sind: * weiß mit schwarzen Platten und Tupfen
* schwarz geschimmelt
* oder rein schwarz, Kopf schwarz, evlt. mit weißer Schnippe oder Blesse
Größe und Gewicht: Widerristhöhe: (Stockmaß) * Rüden: 60 - 65 cm
* Hündinnen: 58 - 63 cm
(Toleranzgrenze um 2 cm nach oben)
* Gewicht um die 30 kg
Fehler: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genau dem Verhältnis zum Grad der Abweichung
stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes und seine Fähigkeiten, die verlangte rassetypische Arbeit zu erbringen,
zu beachten ist.
* zu breiter Oberkopf, zu starker Stirnabsatz, zu kurzer Fang
* Ramsnase, Hechtnase, fehlendes Pigment, vollständig oder nur in Tupfen
* lose oder überhängende Lefzen
* leichte Gebiss- und Zahnfehler: Zangengebiss, doppelte P1, Fehlen von eins bis zwei P1, bzw. M3 (max. 2 Zähne)
* zu helles Auge, sichtbare rote Nickhaut, nicht enganliegendes Lid
* Behänge tief angesetzt, abstehend, zu kurze Behänge, offen getragene Behänge
* Hals zu kurz, zu lang, zu dick, zu dünn. Kehlwamme
* Widerrist zu niedrig, zu kurz
* Rücken zu lang, Senkrücken, Karpfenrücken
* Lenden schwach bemuskelt, Übergang zur Kruppe unharmonisch, überbaut
* Kruppe kurz, schmal, stark abfallend
* Brust tonnenförmig, engbrüstig, nicht tief genug, fehlende Vorbrust
* Bauch zu stark aufgezogen, zu tief angesetzt
* Rute seitwärts getragen, nach oben aufgerollt, Knickrute, Ringelrute
* Vorderläufe: zu steile Winkelung, abstehende oder abgedrehte Ellbogen, zu weiche Fußwurzelgelenke, bodenenge oder bodenweite Stellung
* Hinterläufe: zu steile Winkelung, kuhhessige oder fassbeinige sowie bodenenge oder bodenweite Stellung
* runde Katzenpfoten, lange Hasenpfoten, Spreizpfoten, zehenenge oder zehenweite Stellung
* Schritt oder Trab kurz, steif oder trippelnd, Galopp: Sprung kurz, steif, zu wenig Schub
Disqualifizierende Fehler:
* aggressive oder übermässig ängstliche Hunde
* Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen müssen disqualifiziert werden
* weißer Nasenschwamm
* Endtropium, Ektropium
* Vorbiss, Rückbiss, Kreuzbiss, fehlen von Schneidezähnen oder Fangzähnen, fehlende Molaren und Prämolaren (außer bis 2 P1 oder 1 M3)
* Farben, die dem Rassestandart nicht entsprechen
* Hunde mit Über- oder Untermaß
* Schusscheue, Schussempfindlichkeit jedes Grades, Scheue an lebendem Wild, Angstbeisser, Ängstlichkeit vor fremden Personen
N.B.: * Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.
* Zur Zucht sollen ausschließlich funktional und klinisch gesunde, rassetypische Hunde verwendet werden.
* siehe FCI - Standard Nr. 118 / 05.03.2014